Bauforschung St. Stephani Bremen

Die Bauforschung wurde 2017 an der Fassade des Südturms der Kirche St. Stephani in Bremen durchgeführt. Aufmaßzeichnungen, Raumbuch und Bauforschungsbericht entstanden in Zusammenarbeit mit Dr. Maren Lüpnitz, Köln, und dienten als Grundlage für eine Reparatur und Ertüchtigung der Südturmfassade.

Der Südturm der Kirche St. Stephani besteht aus einem romanischen Kernbau, der aufgrund älterer Rissbildungen 1644 an Süd- und Westseite eine Verblendung aus Wesersandstein erhielt. In den folgenden Jahrhunderten folgten weitere bauliche Maßnahmen, zuletzt der Wiederaufbau 1960-64 mit der Beseitigung von Kriegsschäden und einem neugestalteten Turmabschluss.

Die Bauforschung hatte als Aufgabenstellung, eine ergänzende fachliche Grundlage für die erneut anstehenden Reparaturmaßnahmen zu schaffen. Der Bauradar-Untersuchung zufolge besteht die 1644 montierte Sandsteinverblendung aus etwa 20 cm starken Platten sowie aus Bindern, die vermutlich bis in das ältere romanische Mauerwerk hineinreichen – einer bereits bei Vitruv beschriebenen Bauweise. Ebenfalls aus der Antike bekannt sind auch die hier vorhandenen Verbindungen der Sandsteine durch u-förmige Metallklammern am Oberlager, die in entsprechende Vertiefungen mit Mörtel eingesetzt sind.

Eine jüngere Instandsetzung von 1931 scheint hier zu einer Schwächung des Verbandes zwischen Bindern/Ecksteinen und Platten geführt zu haben, u.a. durch seither fehlende Binder/Binderköpfe und fehlende Klammerverbindungen. Dies hat offenbar die jüngeren Schäden begünstigt. Die verschiedenen tragenden Schalen des Südturms haben zudem offenbar Fundamente, die auf die zeitgenössisch erforderliche Lastsituation hin konzipiert wurden. Die Veränderung und Erhöhung der Lasten, die auf die zu unterschiedlichen Bauphasen erstellten Schalen und deren Fundamente einwirken, führen zu einem unterschiedlichen Setzungsverhalten. Die vertikalen Rissbildungen erscheinen als Zeugnis dieser leichten Verformungsprozesse des Turmschaftes insbesondere an der Südfassade und am Südwestpfeiler, sie setzen die als Ursache der Reparaturen 1644 überlieferten Rissbildungen fort.

Lageplan
Kartierung Bauphasen

Bauforschung: Strauß Fischer – Historische Bauwerke

Kooperationspartnerin:
Dr. Maren Lüpnitz, Köln

Auftraggeber: Bremische Evangelische Kirche

Architektenleistungen: Angelis & Partner, Oldenburg

Baustatik: Ingenieurbüro Helfried Schmitz, Bremen

Fotogrammetrie: Messbildstelle GmbH, Dresden

Bauradar-Untersuchungen: Ingenieurbüro IGP – Gabriele Patitz, Karlsruhe

Mauerwerksprüfung: Amtliche Materialprüfungsanstalt der Freien Hansestadt Bremen