Orangerie in Hasses Park
Für die denkmalgeschützte Orangerie in Hasses Park, Bremen-Oberneuland wurde 2019 ein Instandsetzungskonzept mit zugehörigem verformungsrechtem Aufmaß, Schadenskartierung und historischer Bauforschung erstellt und seit 2020 in jährlichen Kampagnen umgesetzt.
Die Konzeptphase wurde im Jahr 2022 mit dem Bremer Denkmalpflegepreis in der Kategorie I – Architekten und Ingenieurbüros ausgezeichnet.
Die Orangerie in Hasses Park an der Rockwinkeler Landstraße in Bremen-Oberneuland gehört zu den bundesweit bedeutsamen Pflanzenhäusern und wird in der Literatur allgemein auf die Zeit um 1790 datiert, auch wenn verschiedene Merkmale eine etwas jüngere Datierung nahelegen.
Die Orangerie ist durch eine firstparallel verlaufende Mittelwand in einen Glashausteil und einen Fachwerkteil gegliedert, die ihrerseits gleichmäßig in drei Raumsegmente geteilt sind. Die Orientierung des Glashausteils ist nach Süd-Südost und zeigt einen für Kulturhäuser typischen Querschnitt, mit einer stehenden Verglasung (auf einem niedrigen Mauersockel, in Spritzwasserhöhe) und einer hohen Schrägverglasung. Der besonnte Raum ist durch eine bogenförmig gekrümmte Decke überwölbt, die an der Mittelwand ansetzt. Eine historische Besonderheit ist die im Dachraum untergebrachte kurbelbetriebene Walzenmechanik, mit der über Seile die aus insgesamt 21 Achsen bestehende Schrägverglasung und darüber liegende Verschattungselemente bewegt werden können. Das mittlere Segment des Glashausteils konnte abgeschlagen, d.h. saisonal demontiert werden, und besaß offenbar direkt in die Erde gesetzte Pflanzen. Die beiden anderen Segmente des Glashausteils hatten hingegen bauzeitlich separat befeuerbare Hypokaustenheizungen, die in Resten erhalten sind. Der Fachwerkteil bewahrt hierzu einen historischen Aufenthaltsraum mit Schlafkoje, der offenbar u.a. der Überwachung der komplexen Heiztechnik diente.
Zuletzt ab 1987 instandgesetzt, zeigte insbesondere der Glashausteil 2019 verschiedene Schädigungen vor allem an hölzernen Bauteilen. Die Instandsetzung startete 2020 mit der Reparatur der Schrägverglasungen, die mittlerweile wie die nordöstliche Giebelseite des Glashausteils ertüchtigt und den wenigen erhaltenen historischen Glasschindeln entsprechend neu eingeglast sind. In folgenden Instandsetzungsschritten soll auch der Fachwerkteil repariert werden, hier insbesondere das tragende Fachwerk. Zugleich zielt die Instandsetzung darauf ab, die thermische Funktionsweise der Orangerie wieder an die bauzeitlichen Möglichkeiten heranzuführen, um sowohl die Nutzungsoptionen für die Tobias-Schule – die heutige Eigentümerin – zu erweitern als auch künftigen Schädigungen besser vorzubeugen.
Die Maßnahmen werden seit 2019 finanziell großzügig durch die Deutsche Stiftung Denkmalschutz, das Landesamt für Denkmalpflege Bremen und den Lions Club Bremer Schlüssel gefördert.

















Aufmaß und Bauforschung: Strauß Fischer – Historische Bauwerke
Leistungsphasen 1 bis 8 HOAI: Strauß Fischer – Historische Bauwerke
Auftraggeber: Tobias-Schule u. Kindergarten in Bremen e.V.
Materialuntersuchungen: Labor Dr. Jägers, Bornheim