Kolumbarium Amern
Für die 1491 errichtete katholische Kirche St. Anton wurde 2016 ein beschränkter Wettbewerb ausgelobt, um diese zu einer Grabeskirche umzugestalten. In dem eingeladenen Wettbewerb erhielt der Entwurf des Büros Strauß Fischer – Historische Bauwerke den 2. Platz.
Der Wettbewerbsentwurf des Büros Strauß Fischer – Historische Bauwerke sah vor, das Mittelschiff als Ort der Gemeinde zu erhalten und die Grablege in den Seitenschiffen der dreischiffigen Kirche vorzusehen, mit nischenförmig angeordneten Urnenwänden. Die Konchengliederung dieser Urnenwände war auf die Säulenstellung der Kirche abgestimmt und sollte die historischen Kreuzweggemälde integrieren. Als eigenständige Urnenräume sollten die vormaligen Seiteneingänge mit ihren kapellenartig eingewölbten Räumen angelegt sein und eine eigene Lichtstimmung erhalten, indem Verglasungen die bisherigen Eingangstüren ersetzen.
Das räumliche Zentrum der künftigen Grabeskirche St. Anton im Mittelschiff ist als Communio-Raum vorgeschlagen: Altar und Ambo stehen einander als liturgische Orte gegenüber und definieren die offene Mitte, durch die Gott in die Versammlung eintreten kann. Der Taufstein stünde in der Mittelachse von Altar und Ambo, in der Nähe des Eingangs, und diente so dem Taufgedächtnis. Die Urne des oder der Verstorbenen stünde in diesem Konzept am anderen, östlichen Eingang des Raums der Gemeinde und bliebe so präsent im Kreis der Lebenden. Ein wellenförmiges Band im Boden symbolisiert das Wasser des Lebens und verbindet den Taufstein mit dem Ewigen Raum, der im Chor die Asche der Verstorbenen nach Ablauf der Urnenbelegzeit aufnähme. Am Ewigen Raum, vor dem historischen Hochaltar mit dem Tabernakel ist der Platz für die Osterkerze. Im Chorraum ist zudem Raum, um von nicht eingeäscherten Verstorbenen Abschied zu nehmen.
Charakteristisch für eine am Ort verwurzelte Gemeinschaft ist die lange Dauer ihres kollektiven und individuellen Gedächtnisses. Dem wäre auch in der Grabeskirche St. Anton entsprochen worden: Ein Raum in einem der beiden Türme ist für das Ewige Gedächtnis vorgesehen. Historische sakrale Objekte und die Ausstattung des Historismus sind ebenfalls gestalterisch integriert.
Für das Trauergespräch, aber auch als Anlaufpunkt für alle Besucher der Grabeskirche ist ein kleiner Ergänzungsbau am Vorplatz der Kirche vorgeschlagen. Mit ihm könnte die Kirche St. Anton bereits im Außenraum den Wandel von der Gemeindekirche zur Grabeskirche zeigen.




Entwurfsverfasser und Wettbewerbsbeitrag: Strauß Fischer – Historische Bauwerke
Auslober: Gemeinde St. Georg in Schwalmtal-Amern in der katholischen Pfarrei St. Matthias, Schwalmtal
